Fußball, Eishockey, Ballett, Reiten: Fragt man Kinder nach ihrer Lieblingssportart, hört man
meist diese Antworten. Ungewöhnlicher ist da das Hobby der Kinder und Jugendlichen, die sich jeden
Mittwoch im Gebäude des Stadtjugendrings an der Heerstr. 35 treffen: Sie Spielen Schach. Vor
genau 125 Jahren wurde in Straubing der Schachclub gegründet. Für den Vorsitzenden Josef Reiseck
ist klar: Auch nach der langen Zeit liegt dieser Sport noch voll im trend. Dass er damit recht hat,
zeigt ein Besuch bei der Jugendgruppe des Schachclubs.
Es ist Mittwochnachmittag, 15 Uhr. David (11) und Daniel (14) sitzen sich gegenüber und betrachten
hoch konzentriert das schwarz-weiße Brett und die Figuren, die sich vor ihnen auf dem Tisch befinden.
"Man muss immer ein paar Züge vorausdenken und sich überlegen, was der Gegner wohl als nächstes
plant" erklärt Daniel. Er spielt schon seit rund sieben Jahren Schach und seit einiger Zeit auch
erfolgreich in der Erwachsenenmannschaft. Zum Schach ist der Schüler aus Rain damals durch
Zufall gekommen: "Meine Tante wollte mir zu Weihnachten ein Dame-Spiel schenken und hat das mit
Schach verwechselt", erzählt er und muss lachen. Im Nachhinein hat sich das als glückliche
Fügung erwiesen. "Daniel spielt mittlerweile sehr, sehr gut", lobt ihn Betreuer Günter
Brommberger, der sich zusammen Reiseck geduldig Woche für Woche um den Nachwuchs kümmert.
Der elfjährige David ist seit gut einem Jahr im Schachclub. Sein Papa hat ihm vor mehreren Jahren
das Spiel beigebracht. "Es macht einfach Spaß, weil man sich so richtig reindenken muss",
berichtet der Sechstklässler begeistert. Kein Gegner sei wie der andere, kein Spiel ähnele dem
anderen. Und weil David gar nicht genug bekommen kann vom Schach, hat er auch in seiner Schule,
dem Johannes-Turmair-Gymnasium, das Wahlfach Schach belegt. Für David ist dieser Mittwoch
übrigens eine ganz besondere Trainingseinheit: Er bekommt sein Königs-Diplom überreicht. Das
ist die schwierigste Prüfung im Jugendbereich, erklärt Bromberger. Zunächst wird das Bauern-
Diplom. Sichtlich stolz nimmt David die Auszeichnung entgegen, die anderen Spieler applaudieren.
Logisches Denken, Geduld und Kreativität
"Die meisten haben schon Grundkenntnisse, wenn sie zu uns kommen", erzählt Bromberger.
Meistens hätten Eltern oder Großeltern den Kindern die Basisregeln beigebracht. Aber auch
totale Anfänger sind im Schachclub willkommen - wie zum Beispiel die beiden Schwestern Jessica (8)
und Daniela (9) aus Parkstetten, die seit einem Vierteljahr im Club trainieren. "Unser Papi
hat einen Bericht gelesen, dass neue Spieler gesucht werden, und hat uns angemeldet", erzählt
Jessica. Mit Feuereifer sind sie seitdem bei der Sache und üben daheim fleißig am Computer.
Und auch für Patrick (15), Thomas (9), Thomas (11) und Vincent (8) steht außer Frage:
"Schach ist einfach klasse!" Die Vorteile des Sports liegen für Bromberger auf der Hand:
Man trainiert logisches Denken, Geduld und Kreativität. Eigenschaften, die den Kindern und
Jugendlichen auch in der Schule und später im Beruf nützen: "Deshalb sind die Eltern meist sehr
dahinter, dass die Kinder regelmäßig zum Training kommen." Interne und externe Turniere sind
ein zusätzlicher Anreiz für die kleinen "Großmeister": "Das ist schon total spannden, wenn
die Uhren ticken und man sich schnell einen Zug überlegen muss", berictet Thomas (9) aus
seiner Turnier-Erfahrung.
Leider lasse in der Pubertät das Interesse am Schach oft nach, wenn andere Dinge wichtiger
werden, bedauert Bromberger. Deshalb ist der Schachclub auf der Suche nach neuen Mitgliedern
und freut sich auf junge Schachfeunde. Geeignet sind Schulkinder, die bereits lesen und
schreiben können und idealerweise schon erste Erfahrungen im Schach sammeln konnten. Wer
Interesse hat, kann immer mittwochs von 15 bis 16.30 Uhr zum Stadtjugendring (erster Stock),
Heerstr. 35, kommen und unverbindlich an einem Training teilnehmen.
Bericht und Foto: Stefanie Sobek vom Straubinger Tagblatt
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